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Schulzentrum Nord, Bochum

  • Anschrift
    Bochum Gerthe
  • Auftraggeber
    Stadt Bochum
  • Beginn

    12/2017

  • Fertigstellung

    02/2018

  • BRI
    173.200 m3
  • BGF
    7.400 m2
  • Leistungen
    Generalplanung

Im nördlichem Grundstücksbereich gelegen, parallel zur Heinrichstraße platziert, erstreckt sich der signifikante Neubau. Der Castroper Hellweg führt von Bochum in Richtung Norden nach Castrop-Rauxel über die Stadtteile Hiltrop und Gerthe. Im Kreuzungsbereich zur Heinrichstraße markiert das neue, langgestreckte Haus deutlich wahrnehmbar den Beginn der Ortsteile. Mit der linearen Anordnung der schulischen und öffentlichen Nutzungen, sowie in Ergänzung mit der Stadteilbibliothek, entwickelt die Planung die Reihung der kulturellen Einrichtungen weiter. Den Auftakt der Riegelform mit 4 Vollgeschossen bildet im Westen die Anne-Frank-Realschule. Hier erhält das Schulhaus, auf Grund der topographischen Situation, ein Sockelgeschoss. Dem gegenüber, im Osten, an der Kreuzung zur Schwerinstraße, befindet sich das Heinrich-von-Kleist Gymnasium. An einem kleinen Platz gelegen, öffnet sich der Schulkomplex in den Stadtteil. Zwischen die beiden Schulhäuser schiebt sich die Aula / das Forum und akzentuiert durch den baukörperlichen Versatz den überdeckten Haupteingang. Die Lage und Dimension des Einschubes resultiert aus dem südlich gelegenen, bestehenden Volumen des zukünftigen Fachklassenhauses. In der Summe bilden die 3 vernetzten Baukörper das neue Schulzentrum. Das neue Schulhaus erhält eine räumlich und funktional angemessene Vorzone. Hier wird die benötigte Fläche für den Schulbetrieb sowie die separate Erschließung der schulbetriebsunabhängigen Nutzung mit notwendigen Parkzonen zur Verfügung gestellt. Die stadträumliche Ausweitung wird im neu gestalteten Kreuzungsbereich an der Schwerinstraße aufgenommen. Hier ist der neue Quartiersplatz geplant, an welchem sich auch die Stadteilbücherei verortet. Weitere Stellplätze werden im westlichen Grundstücksbereich angeordnet. Fußläufig kann das Haus sowohl über den Hauptzugang an der Heinrichstraße, als auch über die Schulhofeingänge im Süden betreten werden. Der Planverfasser schlägt eine Teilsanierung des Bestandes in Kombination mit einem Neubau vor. Aus ablauftechnischen Gründen bleibt der zentrale viergeschossige Bauteil erhalten, wird saniert und erhält alle Fachklassenräumen. In zwei Neubauabschnitten entsteht zunächst das Heinrich-von-Kleist Gymnasium mit Mensa und folglich die Anne-Frank-Realschule mit Aula. Leitender Gedanke dabei ist, den Schulstandort insgesamt klar zu strukturieren und in allen Belangen zeitgemäß  um zu gestalten, wobei die Identität der beiden Schulen gestärkt und ablesbar sind. Das Raumprogramm ist schulformbezogen geordnet. Die Klassengeschosse beginnen im 1. Obergeschoss und entwickeln sich vertikal bis ins 3. Obergeschoss. Die schulformübergreifenden Klassenräume stellen auf der 1. Etage die einzige Verbindung beider Schulen oberhalb des Erdgeschosses her. So wird unproblematisch die wechselseitige Nutzung ermöglicht. Von dieser brückenartigen Situation oberhalb des Haupteinganges ist die räumliche Ausdehnung des Gebäudes mit zweigeschossiger Aula und darauf folgenden Hofsituationen, wahrnehmbar. Das Erdgeschoss beherbergt, jeweils den Schulen zugeordnet, deren Verwaltungseinheiten, sowie die gemeinschaftlichen Einrichtungen Mensa und Aula / Forum. Zentral gelegen ist die Aula als Mittelpunkt der Schule gedacht. Dieses wird durch die räumliche Überhöhung sowie die großzügige Verglasung unterstrichen. Differenzierte Schuleingänge, sowohl am Hauptzugang, als auch über den Schulhof, führen direkt in die jeweilige Schule. Über das Forum sind bauliche Rahmenbedingungen geschaffen, um eine Durchmischung zu ermöglichen. Die Treppenhäuser und Aufzüge befinden sich in beiden Schulen jeweils direkt an der breiten Flurzone. Im Untergeschoss, welches sowohl vom Gymnasium, als auch von der Realschule zu erreichen ist, gelangt man über die zentral platzierten Treppenhäuser zu den Ganztageseinrichtungen und in das I.S.T Zentrum. Alle Räume sind natürlich belichtet und haben einen direkten Zugang nach draußen. In einem Geschoss sind jeweils zwei Jahrgänge beider Schulen zu finden. Die drei Ebenen der Schulklassen sind bei beiden Schulen jeweils über 2 Treppenräume erschlossen. Diese führen auf einen erweiterten, gegliederten Flurbereich mit zentralen WC´s und Nebenräumen. Etwa in der Mitte der Häuser erfolgt die natürliche Belichtung und Belüftung über einen Lichthof. An den Kopfseiten werden Flurbereiche so abgetrennt, dass in Kombination mit Klassen Raumcluster ermöglicht werden und die Flurflächen mit in das pädagogische Konzept integriert werden können. Die Flurzone erweitert den Klassenraum. An den Lichthöfen befinden sich natürlich belichtete und belüftete Lernnischen zur individuellen Förderung. Der Knotenpunkt im Raumgefüge ist die Aula. Mit großzügiger, zweigeschossiger Verglasung öffnet sich diese zum begrünten Innenhof. Mobile Trennwände ermöglichen eine Unterteilung der Fläche. Es ist möglich, diese als Teil des Eingangsbereiches / Forum zu nutzen, oder einen separaten, geschlossenen Raum für Veranstaltungen zu realisieren. Hierbei fungieren dann die Schuleingänge als Foyer. Alle notwendigen dienenden Räume werden hierüber erreicht. Auf Grund der Organisation der Nutzungsbereiche, ist eine außerschulische Nutzung problemlos umzusetzen. Im Bedarfsfall ließe sich diese auch noch um den angrenzenden Mensabereich ergänzen. Die Ver- und Entsorgung der Küche erfolgt über die Anbindung zur Heinrichstraße. Großzügig öffnet sich der Speiseraum zum Schulhof. Eine topographisch bewegte Außengestaltung der Schulhoffläche bietet ausreichend Sitzgelegenheiten für die Schüler und führt sanft und barrierefrei zum Ganztagesbereich im darunter liegenden Geschoss. Der Neubau wird in robuster Massivbauweise (Stahlbeton und Mauerwerk) ausgeführt. Denkbar ist auch eine Stahlbeton-Skelett-Konstruktion mit nicht tragenden Außenwänden. Vorteilhaft ist dies mit Blick auf zukünftige Umbauten. Ferner bietet sich konstruktiv die Möglichkeit, vorgefertigte Fassadenelemente (z.B. in Holztafelbauweise) auszuführen. Positiv wirkt sich dies auf die Bauzeit, die Ausführungsqualität und den  „CO2 Fußabdruck“ in der Erstellungsphase aus. Um die Speichermassen zu aktivieren, werden die Decken als Sichtbetonbauteile vorgeschlagen. Die akustischen Ansprüche werden mit Hilfe von hochwirksamen abgehängten Akustik / Technik-Paneelen gelöst und gestaltet. Die Fensterformate der Lochfassade reagieren mit Format und Maßstab auf die angrenzende Wohnbebauung, wobei die strenge Positionierung der Aluminium Fenster im gerasterten Grundriss (ca. 4,20) an einigen Stellen funktionsbedingt aufgelöst wird. Dies führt bei genauerer Betrachtung zu einer leicht irritierenden, aber für den Maßstab wohltuenden Variation der Lochfassadentypologie. Den Kontrapunkt bilden die langgestreckten Öffnungen für den Haupteingang und die Mensa. Alle öffentlichen Nutzungsbereiche werden so ablesbar. Der Küchenbereich der Mensa wird geschosshoch mit einer durchlässigen Streckmetall Fassade bekleidet, um die Gestaltqualität in Eingangsnähe sicherzustellen. Die Anforderungen an Arbeitsstätten werden eingehalten. Als Fassadenmaterial stellt sich der Planverfasser ein homogen bzw. monolithisch wirkendes Material vor. Im Besten Falle ist dies eine robuste und wartungsfreie Fassade aus Ziegelstein in einem hellen, warmen Farbton, um einen Kontrast zu den dunklen, bronzefarbigen Fensterelementen herzustellen. Alternativ sind auch Fassadensysteme mit Modelierputzen, beispielsweise als Besenstrich, denkbar. Bei einem deutlich erhöhten Raumprogramm von ca. 20% im Vergleich zum Bestand, gelingt es den Grundflächenbedarf um 25 % (ca. 2.200 m²) zu reduzieren. Diese Fläche könnte renaturiert werden und steht somit potentiell der Weiterentwicklung des Standortes zur Verfügung.

Erstellungsphase

Die Skelettbauweise in Bestand und Neubau ermöglicht auf wirtschaftliche Weise die großmaßstäbliche Verwendung nachwachsender Rohstoffe wie z.B. Holz. Die führt schon in der Erstellungsphase zur Reduzierung der Energieverbräuche und der Schadstoffemissionen.

Nutzungsphase / Betriebskosten

Die geplanten Gebäude lassen sich wirtschaftlich in nahezu jedem gewünschten Energiestandard erstellen bzw. sanieren, da die Geometrien sehr kompakt sind. Sowohl für das umgebaute Bestandsgebäude als auch für die Neubauten wäre das Ziel der Passivhausstandard. Ein hoher Dämmstandard, ein gutes A/V Verhältnis sowie die Reduzierung von Wärmebrücken bilden hierfür die Basis. Integraler Bestandteil des Passivhauskonzepts sind mehrere Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Wegen der hohen benötigten Luftmenge für das Gebäude werden die Anlagen abschnittsweise installiert, da nur eine zentrale Anlage sehr große Querschnitte der Lüftungsleitungen erfordern würde. Die RLT-Anlagen werden für einen 100% Außenluftbetrieb ausgelegt und mit Luft-Luft-Wärmetauschern ausgestattet. Die Außenluft wird bereichsweise über Nachheizregister erwärmt. Grundsätzlich liefert die Lüftungstechnik dadurch eine Grundlast, Heizkörper in Klassen können dann sehr klein ausfallen. Der Eingangsbereich sowie die Mensa werden mit diesem Lüftungssystem gleichzeitig auch beheizt. Zusätzlich kommen nach Bedarf Strahlungsheizsysteme (Fußbodenheizung oder Deckensegel) hinzu. Alle Räume erhalten neben der passivhaustauglichen Lüftungsanlage kleine Flächenheizungen (z.B. Wandheizung), um hier schnell individuell reagieren zu können. Um den Beleuchtungsstrom gering zu halten, werden die Fassaden mit großflächigen Verglasungen versehen, um die Tageslichtautonomie zu optimieren. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch einen außenliegenden Sonnenschutz sichergestellt, ggf. in Kombination mit Lüftungselementen in den Fassaden. Auf der Außenseite sind diese Elemente einbruchsicher ausgeführt. So ist im Sommer, in Verbindung mit den Lichthöfen, eine Nachtlüftung möglich. Diese nächtliche freie Kühlung reaktiviert die verfügbaren Speichermassen und stellt damit die Grundlage für behagliche Temperaturen im Sommer auch ohne Klimaanlage dar. Optional wäre auch eine Nachtlüftung über die installierte Lüftungstechnik möglich. Dies würde jedoch den Strombedarf erhöhen. Zudem sind durch die vorgesehenen Lüftungsflügel höhere Luftwechsel und somit eine effektivere Reaktivierung der Speichermassen machbar. Der Einsatz regenerativer Energien beschränkt sich im Wesentlichen auf die Fotovoltaik. Hierfür bieten sich die Flachdächer des Gebäudes an. Bei vollständiger Belegung der Dachflächen mit Fotovoltaik ist es sogar möglich, eine positive Primärenergiebilanz zu erzielen, also den erforderlichen Primärenergieeinsatz für das Gebäude zu kompensieren und noch zusätzlichen Strom zu erzeugen. Das beschriebene Konzept gewährleistet eine ganzjährig hohe Behaglichkeit und Nutzungsqualität bei sehr geringem Energiebedarf. Dies ist eine gute Ausgangsbasis für das Versorgungskonzept, das mittels Fernwärme bereits sinnvoll gesetzt ist.